Trailrunning: Blauberge und Halserspitz-Umrundung

Winni Mühlbauer - Trailrunning: Blauberge und Halserspitz-Umrundung am 8.9.17


08.9.17
Die perfekte Welle
Winni + Christian

Anfang des Jahres fragte mich Christian mal, welche Tour mir 2016 am besten gefallen habe. Spontan sagte ich: die Blauberge-Runde. Er grinste und meinte, ihm auch, und deswegen sollten wir sie dieses Jahr nochmal laufen. Einig waren wir uns auch, dies an einem Tag zu tun, der aus dem Bilderbuch herausgefallen ist, und an dem es nicht mehr so heiß wie am 8.8.16 sein sollte. Genau 13 Monate später kam dieser Tag. Sonne, mild und leichter Wind aus SO.

Allerdings wollten wir die Runde andersherum laufen und sie verlängern: Von Wildbad Kreuth via Graseck hoch zum Schildenstein (ohne Gipfel), über die Blaubergalm rauf auf den laaangen Kamm, weiter an der Kante entlang über drei Gipfel auf die Halserspitz und runter zur Guffert-Hütte. Von dort auf die Nordseite und wieder hoch zur Halserspitz-Scharte unterhalb des imposanten Gipfelaufbaus. Und zum Schluß den charmanten Downhill über den Weißenbachkopf nach Siebenhütten. So der Plan.

Da ich bei unseren letzten Tour im Rofan und über die Unnütze zu wenig zum Futtern dabei hatte, packte ich mir diesmal 4 Riegel ein, Walnüsse und Datteln, Hafermehl und Maltopulver zum Herstellen von isonischen Drinks unterwegs. Dazu wie immer Magnesium, Mineral- und Salztabletten.

Wir laufen los in Richtung Siebenhütten, biegen nach 200m rechts ab, und schon beißen sich die Stollen unserer Schuhe in einen stattlichen Trail, der uns in der morgendlichen Kühle hinaufbringt zur Gaisalm, nahe der bekannten Königsalm. Ab hier, dem Graseck, haben wir auch endlich die Wandergruppen hinter uns gelassen, wo einer hinter dem anderen her dackelte, Dackelmarsch genannt. Bald wird der Weg rauher, immer wieder geht es über schrofiges und felsiges Gelände, und das schon in eine Höhe von etwa 1100m. Wer alpines Trailrunning trainieren will, kann es hier tun.

Dieser rockige zu rockende Weg begleitet uns noch ein ganzes Stück nach oben, bis er flacher wird und wir von der Nordseite auf die Südseite wechseln. Die Landschaft wird romantisch. Munter schlängelt sich der Pfad in kleinen Aufs und Abs durch einzel stehende Fichten und vorbei an Felsbrocken. Schön ist es hier zu Laufen unter blauem Himmel bei angenehmen Temperaturen, und hinter jeder Kurve überraschen uns neue Ausschnitte aus der Kreuther Bergwelt, die uns Vorfreude auf das machen, was noch vor uns liegt.

Unterhalb des Schildensteins bleiben wir stehen und schauen in Richtung Achensee. Die Gipel der drei Unnütze tragen noch kleine Wolkenmützen, dahinter zeichnet sich die Silhouette des Rofans ab. Wenig später sind die Gipfel frei, und nochmal staunen wir, wie steil es hinten vom Vorderunnütz hinunter geht. Weiter geht's, und nach 7 Kilomtern erreichen wir die Blaubergalm (1540m). Wir machen unsere erste Pause. Drei ältere Herren sitzen an einem Tisch, heraufgefahren worden von teuren E-MTB. Wasser am Brunnen wird uns verwehrt, es sei kontaminiert mit Coli-Bakterien. Glauben tun wir es nicht, dennoch kaufe ich sicherheitshalber 1,5 Liter stilles Wasser zum Nachfüllen unserer Wasserblasen. Damit kommen wir locker zu nächsten Tanke an der Guffert-Hütte. Frisch gestärkt schrauben wir uns auf einem Kilometer 200 Höhenmeter hinauf zur Wichtelplatte (1765m) und erreichen den Kamm, der uns über weitere drei Gipfel (ohne Kreuze) auf die Halserspitz (1862m) bringen wird.

Trailrunners Paradise. Die perfekte Welle.

Wir laufen die engen Serpentinen nach der Wichtelplatte hinunter und nehmen den Schwung mit hoch zur Blaubergschneid (1785m). Natürlich könnten wir hier ohne zu stoppen gleich weiterlaufen, wir könnten beim Trailrunning auch immer nur laufen und laufen, auf den Boden gucken und laufen. Tun wir aber nicht. Wir bleiben stehen und genießen. Genießen den Blick auf den weiteren Verlauf, den Blick hinüber zum Guffert, den Blick zurück und den tiefen Blick über die Kante in Richtung Tegernsee. Genuß statt Gehetze. Der Kamm übrigens entspricht dem Grenzverlauf zwischen Tirol und Bayern. Unterwegs aber sind wir in Tirol. Wieder geht es hinunter und dann wieder hoch, diesmal zur Karspitz (1800m). Das Gelände wird ruppiger und zwingt hin und wieder zum Gehen. Wir passieren nordseitig eine leicht ausgesetzte Stelle und laufen gleich wieder auf der Südseite unterhalb der Karspitz weiter. Dort erreichen wir den Abzweiger, der uns später zur Guffert-Hütte bringen wird, erstmal aber geht's hoch zum höchsten Gipfel der Tegernseer Bergwelt.

Vielleicht noch dies: Oftmals wird die Überschreitung der Blauberge als anspruchsvolle Tour bezeichnet, für die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich sind. Dies bezieht sich aber nicht auf den Kamm selbst, sondern nur auf den Aufstieg über die Wolfsschlucht. Oder wenn man von der Halserspitz den teilweise ausgesetzten Bergpfad absteigt. Bzw. über den Weißenbachkopf hoch kommt.

Nach gut 10 Kilometern und nichtmal der Hälfte unserer Runde stehen wir bei Sonnenschein und leichtem Wind auf der Halserspitz. Was uns hier am meisten beeindruckt, mehr als die Panoramen beim Blick in die Ferne, ist der Blick zurück auf den Pfad, der uns über diesen tollen Kamm hierher gebracht hat. Ja, das war Wellenreiten für Trailrunner.

Von der dünnsten Luft des Tages geht es hinunter zum Abzweiger unterhalb der Karspitz in Richtung Guffert-Hütte. Anfangs steil bringt uns der Pfad in eine Gebirgswelt mit grünen Almwiesen und lichten Mischwäldern. Der Halserspitz wird immer kleiner und bald erreichen wir die Bayerische Wildalm (1450m), eine Selbstversorgerhütte des DAV im geschützten Moorgebiet. Jetzt verstehen wir auch, was die Frau weiter oben mit den beiden Kleinkindern meinte, als sie sagte, sie sei froh, endlich mal vom Batz weg zu sein. Als wir die vom DAV als besonders kinderfreundlich beschriebene Hütte erreichen, ist der Boden um sie herum tief aufgeweicht und mit Pferdedung gewürzt. Urlaub in den Feuchtgebieten.

Von hier aus könnten wir unsere Umrundung der Halserspitz in Richtung Norden gleich fortsetzen, allerdings ist die Guffert-Hütte nur einen Kilometer entfernt, wo wir unsere Wassertanks auffüllen. Zudem hofften wir auf eine reizvolle Landschaft. Statt etwas für die Augen gibt's was auf die Ohren: Baulärm. Ein Laster steht vor der Hütte und ein kleiner Bagger ist damit beschäftigt, die Terrasse abzureißen. Sehr romantisch, vor allem für die, die hier vielleicht übers Wochendende übernachten wollen. Immerhin gibt es Wasser. Zudem stärken wir uns mit Riegeln.

Vollgefressen geht's den Kilometer zurück, den Lärm entschädigt der Blick hinauf zum Halserspitz, der uns ein ganzes Stück entrückt ist. Das wird sich aber bald ändern. Der nächste Anstieg steht bevor und bringt uns über einen Sattel auf die andere Seite. Nach gut 15 Kilometern erreichen wir einen Abzweiger. Links geht es hinauf. In 2 Stunden zum Halserspitz und in 3:30 Stunden nach Wildbad Kreuth. Rechts geht es noch geradeaus und in 2:45 nach Wildbad Kreuth - für Wanderer.

Wir wählen frei Schnautze den kürzeren Weg, nehmen den rassigen Downhill unter unsere Füße, laufen, steigen, hüpfen den steilen Bergrücken hinunter, folgen dem felsigen Pfad, treffen unterwegs eine Familie auf dem Weg nach oben und dann auf einen breiten Weg. Christian bleibt stehen. Guckt auf sein GPS. Wir sind falsch! Früh am Tag ist es nicht mehr, eher spät. Wir müssen dort hinauf, auf diesen Sattel, es sind nur 1,4km und ca. 300hm, motiviert mich Christian. Ich schlucke. Auch die Kröte. Wir drehen um und steigen den steilen Pfad nach oben, dorthin, wo wir nach links hätten hoch müssen. Macht die Strecke um 3km länger (28km) und um ca. 300m höher (1778hm). Zum Glück haben wir im Rofan Höhenmeter trainiert.

Also: Wer die Runde nachlaufen will, sollte sich an diesem Abzweiger nicht irritieren lassen. Es geht nach oben weiter. Wenig später ist dann auf eine rot-blaue Markierung rechts an einem auffallenden Fels zu achten. Hier geht der Pfad weiter!

Und der bringt uns jetzt nahe unterhalb des Halserspitz über einen Rücken in steiniges aber flaches Gelände, das es zu queren gilt. Endlich treffen wir auf den Abzweiger, der links über den teilweise ausgesetzten Bergpfad auf den Halserspítz führt, und rechts den etwa 7 Kilometer langen Downhill hinunter nach Siebenhütten einleitet. Erstmal laufen wir durch eine Latschengasse über einen Grat, tauchen dann in den Mischwald ein, laufen mal über weichen Boden, dann wieder über Wurzeln, hin und wieder auch über felsigen Untergrund, und spätestens jetzt hat es sich bezahlt gemacht, heute mal mehr Kohlenhydrate gebunkert zu haben. Wir erreichen Siebenhütten und wählen dort den Forstweg zum Parkplatz.

Es war ein großartiger Tag, eine erlebnisreiche Runde, das, was wir uns von den Blaubergen versprochen hatten. Zudem war es kaum batzig, obwohl es Tage vorher gegossen hatte. Und wieder lassen wir diesen Traumtag am Auto ausklingen mit alkfreiem Bier und Quark. Und Kaffee, der mich auf der Heimfahrt wach hält, als wäre ich eben erst aufgestanden. Hat aber sicher auch damit zu tun, dass ich heute sehr viel getrunken habe.
Jetzt banges Warten auf einen Tag, wo wir nochmal in Sommerklamotten in den Bergen herumsausen können.

In the meantime: Ensiferum "Way of the Warrior" (aus dem neuem Album Two Paths) Wie passend!

Hier der Track auf GPSIES: Blaubergkamm - Halserspitz - Gufferthütte: 24,9km/1478hm - Trailrunning

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