Trailrunning - Schafreuter + Delpsjoch - 26.6.15

Winni Mühlbauer - Trailrunning - 26.6.15 Mit Christian auf den Schafreuter und aufs Delpsjoch


26.6.15
Schafkacka

Winni + Christian

Heute mit Christian. Kennengelernt haben wir uns über ein Forum für Trailrunner. Ihn hatte der viele Schnee im Frühjahr genauso genervt wie mich, - auch wenn wir nicht die einzigen waren -, und beide wollten wir wieder hinauf. Dass er zu jenen gehört, die weit hinauf wollen, erfuhr ich erst später. Irgendwann fragte er an, ob wir mal zusammen laufen wollen. Ich sagte ja, und schon kamen Vorschläge. Einer war der Schafreuter auch Schafreiter (2101m). Ein markanter Berg im Vorkarwendel mit steilen Pfaden und fantastischer Aussicht aufs Karwendel.

Wir starten an der Oswaldhütte. Vor uns liegen erstmal knapp 1300hm auf ca. 7km. Erstmal, denn das Delpsjoch (1945m) wollen wir auch noch mitnehmen, zudem gibt es noch einen Gegenanstieg auf dem Weg nach unten. Christian hat Recht, wir sind zu spät dran. Um 11 Uhr ist hier unten schon verdammt warm. Zum Glück tummeln sich ein paar Schönwetterwolken am Himmel. Für die ersten 700hm hoch zur Moosenalm wählen wir den relativ neuen Forstweg. Den etwas nördlich gelegenen aufgelassenen Bergpfad heben wir uns auf für den Downhill am Schluss. Steil gehts hinauf, und nur langsam schrauben wir uns nach oben. Der Schweiß trieft, obwohl wir mehr schnell Wandern denn Laufen. Dazu ist dieser Weg einfach zu steil. Nach der unbewirtschafteten Moosenalm teilt sich der Pfad und führt weiter gnadenlos steil hinauf zum Kälbereck und damit an die Kante der Kuhreiße, einer Abbruchkante, an der wir hochlaufen. Auch hier ist der Pfad sehr steil, so dass wir immer wieder mal stehen bleiben und die Aussicht genießen. Links der Abgrund, vor uns der Gipfel und unser Trail, der durch sattes Grün mäandert. Noch sind keine Schafe in Sicht, das aber ändert sich nach einer Kuppe unterhalb des Gipfels.

Beim Bergauflaufen passiert es mir immer wieder mal, dass ich mich nach einem kleinen Stolperer mit einer Hand abfangen muss. Dieser Bodenkontakt blieb heute aus. Dafür machte meine Hand eine andere Erfahrung: Voll hatte sie in die Scheiße gegriffen, als ich mich unters Gipfelkreuz setzte.

Weiß der Geier, welcher Teufel diese Schafe geritten hat, um sich bis zum Gipfel vorzuwagen und unters Kreuz zu sch... ihr Schafkacka zu hinterlassen.

Unter jenem Gipfelkreuz, das zwei Bronzetafeln trägt. Eines in Richtung Freistaat Bayern mit der Aufschrift "Gott segne Bayern", das andere nach Tirol gewandt "Gott segne Tirol", denn über diesen Gipfel verläuft die Staatsgrenze. Vielleicht sind die Schafe auch nur wiedergeborene Schmuggler, die einst über einen der vielen Schmugglerwege hier hoch gekommen waren und heute mit ihren Hinterlassenschaften etwas anderes zum Ausdruck bringen wollen. Sch... drauf!

Wenden wir uns wieder schöneren Dingen zu. Dem großartigen Ausblick auf die tief gestapelten Bergketten auf der einen, und den imposanten Karwendelwänden mit ihren ausgeprägten Gipfeln auf der anderen Seite. Deutlich ist der Kleine Ahornboden zu sehen und auch die Falkenhütte unterhalb der Lalidererwand. Auch wenn sich der Wind in Grenzen hält und der Himmel Gardinen aufgezogen hat, allzu lange wollen wir nicht hier oben bleiben, denn wir haben auch noch etwas anderes im Blick: das Delpsjoch. Doch dazu müssen wir erstmal hinunter zur Tölzer Hütte.

Christian ist auf der Suche nach dem Abstieg und turnt aus meiner Perspektive ziemlich nahe an der Kante herum. Hier geht es nicht hinunter, aber dort, und deutet auf einen rotweißen Fleck. Mir wird mulmig. Wie bitte? Geht es da senkrecht hinunter? Ja, aber nicht schlimm, sagt der ehemalige Kletterer und von kindesbeinen an in den Bergen herumsausende Laufkumpel - schlimmer hätte ich es als dreiviertel Schwindelfreier nicht treffen können ;-). Ich stehe auf und nähere mich langsam dieser Stelle. Stimmt, halb so schlimm. In engen Kehren geht's steil den schmalen Pfad hinunter. Ein seilversichertes Stück bringt uns ein paar Etagen tiefer. Wir erreichen die Südflanke und laufen konzentriert den schottrigen schmalen Trail weiter. Nach einer Kurve tauchen Steinmännchen auf, dahinter die Kulisse des Karwendels. Das letzte Stück dieses Trails, gelaufen und gesprungen über Platten und grobe Steine, bringt uns direkt zur Tölzer Hütter. Nach knapp 300hm geilem Downhill hier angekommen sind Christian und ich uns einmal mehr einig: schee wars! Und schauen hinauf zum Delpsjoch, das von oben so klein wirkte.

Ich höre noch ein "weida geht's", und scho geht's weida. Wir nehmen die 100hm zum Delpsjoch in Angriff, und überflüssig zu sagen, dass es wieder steil hinauf geht, nahe der Kante entlang über eine satt grün leuchtende Sommerwiese, die immer steiler wird. Belohnt werden wir mit einem kleinen einsamen schattigen Platzerl am einfachen Holzkreuz. Es ist nahezu windstill, die Aussicht ist berauschend. Wir machen Brotzeit. Christian zaubert ein kleines Fläschchen mit weißer Flüssigkeit aus seiner Trinkweste. Haferflockenmehl, aufgeweicht in Wasser. Ich schiebe mir einen mageren Eiweißriegel rein. Schwer fällt es uns, dieses lauschige Plätzchen auf 1945m zu verlassen.

Je mehr man sich hochschindet, desto mehr freut man sich auf den Downhill. Mit Blick auf den Schafreuter und die Tölzer Hütte geht's geschwind den Hang wieder hinunter. An der Tölzer Hütte orientieren wir uns westwärts, wählen dann den rechten Abzweiger und laufen auf einem oftmals ruppigen Singletrail unterhalb des West- und Südhangs des Schafreuters. Erstmal ziemlich flach dahin bis zu einem Gegenanstieg, der uns auf 1830m bringt.

Kuhglockengebimmel und neugierig dreinblickende Kühe. Wir stehen auf einer Almwiese wie aus dem Bilderbuch, stehen da und verweilen, nichts drängt.

Und ich verstehe, wie schön es ist, ohne Stöpsel in den Ohren zu laufen. Meinen Player habe ich am Gipfel aus- und seit dem nicht mehr angemacht. Manchmal sind es nur Gesprächsfetzen, manchmal mehr, wenn Christian und ich kommunzieren, und nicht selten fange ich an, Dinge neu zu denken. Auch darüber: "Winni, du denkst für deine Füße. Vertraue ihnen, und lass sie einfach laufen".

Bald erreichen wir die Abzweigung, wo es hoch zum Kälbereck geht, und wenig später sind wir an der Moosenalm auf 1600m. Hier haben wir die Wahl. Den langweilgen Fortsweg hinunter, oder den alten Bergpfad, von dem wir nicht wissen, in welchem Zustand er ist. Wir besprechen uns. Christian fragt mich, ob ich noch genug Körner habe, zeigt auch auf den Kopf, ob der noch kann. Ein wenig geschlaucht bin ich schon, aber zum Trailrunning gehört, dass man auch dann noch locker und konzentriert bleibt, wenn sich die ersten Ermüdungserscheinungen zeigen. Er schaut auf sein GPS, findet den Pfad und meint, dass es nach zwei Zehntel des Wegs hinunter einen Chickenausstieg gibt, falls der Pfad nicht laufbar sein sollte. Diesen Ausstieg sollten wir nicht kennenlernen, denn es ging gut voran. Zunächst ein enges trockenes Bachbett hinunter, bald einen Waldtrail, begleitet vom Plätschern des Bachs nebenan. Erste harmlose Stolperer stellten sich ein. Auch wenn wir schon eine ganze Weile im Wald liefen, es war sehr warm. Der würzige Geruch des Waldes aber beruhigte, und mit frischer Lockerheit gings weiter. Noch ein gutes Stück, immerhin entdecken wir weit unten schon die Oswaldhütte.

Nach 5:41 Std. mit vielen Pausen und gelaufenen 16km und 1470hm spuckt uns der Trail wenige Meter vom Parkplatz wieder aus. Wir erfrischen und waschen uns im Bach gleich daneben, freuen uns riesig und stellen noch einmal gemeinsam fest: Grad schee war's ... und guad is ganga! Auf der Heimfahrt gehen wir ein paar Ideen durch, welche Runde wir das nächste Mal laufen. Ich freue mich schon sehr darauf.

Die Sonne hat mein Fluchen letzte Woche wohl gehört. Zur Strafe dreht sie jetzt Anfang Juli voll auf.

Hier der Track: Schafreuther 14km
Auf youtube >>>Schafreuter über Tölzer-Hütte

Bis zum nächsten Mal.
In the meantime: Zane Williams sings Hands of a Working Man


Schafreuter und Delpsjoch

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Krasser Downhill vom Gipfel zur Tölzer Hütte

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So schee wars

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Blick vom Schafreuter

Blick vom Schafreuter 26.6.15


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