Trailrunning: Tegernsee - Schliersee - 12.5.15

Winni Mühlbauer -Trailrunning Tegernsee - Baumgartenschneid - Schliersee - Tegernsee - 12.5.15


12.5.16
" ... dann komme ich wieder hierher"
Winni

Ein paar Tage mehr wollte ich schon regenerieren, hab ja erst vor drei Tagen die Gegend hier unsicher gemacht. Aber die Wetteraussichten ...

Heute aber der Tag wie bestellt: Warm und windig, und hintenhinaus kein Gewitter, wovor ich mich hätte fürchten müsste. Es durfte daher eine größere Runde werden, eine, die ich schon lange im Kopf habe. Auf die ich mich freute. Die meisten Wege kenne ich schon, bis auf die Verbindung vom Saglfleck zum Hennerer. Viele Singletrails mit Seele. Ich mag diese Ecke hier einfach. Nicht nur ich.

Heute mit einem streichholzschachtelgroßen GPS am Trinkrucksack baumelnd, ging es los. Erstmal zur Riedersteinkapelle hoch. Eine blöde Bewegung mit der Hüfte, und mir schoß ein Schmerz in die unteren Rippen. Die eigentliche Ursache war aber eine Übung mit der Faszienrolle, ein Tipp aus der Laufzeitschrift aktiv Laufen: "Etliche Läufer nutzen nicht ihr gesamtes Atemvolumen, weil Wirbel, Rippen, das Zwerchfell oder deren Zwischengewebe mit der Zeit unbeweglicher gegeneinander wurden. Seitliches Rollen behebt solche Blockaden...". Die Blockaden mögen behoben sein, mich plagten seit dieser Übung immer wieder leichte Schmerzen. Jetzt spüre ich sie heftig, Schritt für Schritt, vor allem bergab. Aber nur dann, wenn keine Endorphine flossen. Die aber flossen zum Glück heute reichlich.

Unwirklich der Blick vom Riedersteinfelsen hinunter nach Rottach-Egern. Die Häuser gestochen scharf. Davor ein Feuerwerk aus Grün. Hier oben nichts los, auch unterwegs nur wenige Wanderer. Weiter zur Baumgartenschneid hoch. Dort rechnete ich mit ein paar mehr Leuten. Denkste! Wie schon auf der Bodenschneid nur eine Dame. Sie strahlt Ruhe und Zufriedenheit aus, und Souverenität, vor allem aber kennt sie hier jeden Berg und Pfad. Ich schätze sie auf über siebzig. Wir kommen ins Gespräch. Letzte Woche war sie auf der Brecherspitz. Welch Zufall! Zu Hause liegt ein Wanderführer mit einem Lesezeichen genau für diese Tour auf dem Tisch, eine Rundtour. Aber: da las ich etwas von einem Drahtseil und einem langen Grat, dem Westgrat, und der Gedanke daran ließ mich erblassen. "Na ja", meinte sie, "am Seil entlang geht es ca. 20 Minuten, aber der Weg ist soweit ok". Sie traf oben wohl ein Ehepaar, wo der Mann auf die Frau schimpfte, weil sie ihm davon nichts gesagt hatte, worauf die Frau meinte, war doch schön! Wir plauderten und plauderten, und zuletzt fragte ich sie noch, wo sie herkommt. "Aus dem Allgäu, ich mache hier Urlaub". Die Frage, die ich ihr dann stellte, hätte ihr jeder gestellt, und ich war auch nicht erste. Sie grinste. Wie lange sie denn noch bliebe. "Bis nach Pfingsten - und wenn es mir dann zu Hause nicht gefällt, dann komme ich wieder hierher. Im Allgäu läge noch zu viel Schnee. Eine Tote hat es auch schon gegeben, am Säuling, eine besonders schlaue Frau aus Baden-Württemberg." Mögen die Allgäuer etwa die anderen BWler nicht? Jedenfalls trafen sich auf der Baumgartenschneid heute zwei, die diese Gegend in ihr Herz geschlossen haben.

Jetzt aber hurtig weiter, will ja noch zum Schliersee. Mit Ausnahme des Stücks vom Parkplatz bis kurz vor den Großen Paraplui war ich auf feinen Trails unterwegs, und jetzt hinunter zum Saglfleck wartet ein weiterer Singletrail auf mich. Vorbei an Almwiesen geht es zur Baumgartenalm, wenig später verschluckt mich der Wald. Steil und holprig geht es weiter zum Fuß des Kreuzbergköpfl. Linkerhand geht's zum Tegernsee, ich laufe rechts weiter, Richtung Schliersee, noch immer auf einem Trail, der dann leider auf einen Forstweg mündet. Dieser bringt mich zum Hennerer, dessen Bio-Angebot ich bis heute nicht kenne. Weiter geht es auf Asphalt zum Weiher von Krainsberg. An dessen nördlichem Ufer wartet ein schöner Waldweg, der mich ins idyllisch gelegene Breitenbach bringt; ein kleiner Schlenker, und ich stehe zweihundert Meter vom Schliersee entfernt, getrennt durch Eisenbahnschienen. Es gibt sicher schönere Stellen am See.

Ich kehre um, freue mich auf den Trail hinauf zur Huberspitze, den ich in guter Erinnerung habe. Da ging es aber auch bergab. Jetzt bergauf muss ich passen, für mich ist er nicht laufbar. Die Steigung dürfte 25-30% haben. Die Poles habe ich nicht dabei, für dieses kurzes Stück hätten sie sich auch nicht gelohnt. Zwanzig Minuten und 300hm weiter stehe ich vor dem Almbad Huberspitze, das mit dem Slogan "Willkommen zur Entschleunigung" wirbt und nur komplett vermietet wird. Die Nacht zwischen 980 und 1580 Euronen. Auch eine Möglichkeit, mit einer kleinen Almhütte Kohle zu machen. Eine Gruppe englisch sprechender Menschen war da zu einem Seminar. Das Bad, gemeint ist eine Sauna, ist leider nur für Hausgäste. So befremdlich mir diese aufgemotzte Hütte erschien, so wurscht war mir dieses Angebot, denn meine Entschleunigung hat sich inzwischen von selbst eingestellt, ich lief wie mit einem Plattfuß. Auf dem Weg zur Gindelalm war erstmal auftanken angesagt. Zwischenregeneration. Leider geht es hier oben auch wieder auf einer Teerstraße entlang, ein Almbad will leicht erreichbar sein. Vielleicht war der Wirt früher mal Bürgermeister oder so was.

An der Gindelalm war gut was los, und anders als bei meinen letzten Besuchen, waren alle drei Almen bewirtschaftet. Das alles bekam ich kaum mit, denn mein Blick richtete sich woanders hin. Auf die Bodenschneid, wo ich vor drei Tagen oben war. Dieser Berg versteckt sich gerne, jedenfalls konnte ich ihn weder vom Tegernsee aus entdecken, noch vom Schliersee, obwohl er auch vom Hennerer aus über das Tufftal zu besteigen ist. Vielleicht war es die Erinnerung an diesen Tag, oder einfach nur die kurze Verschnaufpause, jedenfalls entdeckte ich auf meinem Weiterweg, dem leichten Anstieg in Richtung Neureuth, einen Mountain-Biker herumwackeln. Den packe ich, ermutigte ich mich, und meine Beine machten mit. Ich denke mal, er war sehr langsam, denn schon war ich an ihm vorbei und er ward nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich hat er dann mich ausgetrickst, denn so oft ich mich auch umschaute, er kam nicht.

Voller Vorfreude auf ein Weißbier, das ich mir heute genehmigen wollte, und dann auf die große Sause hinunter, gings flott auf die Neureuth zu, die jetzt am Nachmittag kaum Besucher hatte. Nach einem alkfreien Weißbier und mehr als 5 Stunden auf den Beinen, ging es wie frisch behuft und gehafert den geilen Bayernweg hinunter nach Tegernsee Stadt - beflügelt auch von Ray Wylie Hubbard - >>> Hey That's Alright

Bleibt noch die Frage: Wie kann ich eine schmerzhafte Rippenblockade behandeln, die ich mir durch eine Rippenblockade lösende Übung mit der BlackRoll geholt habe?

Die Stationen: Tegernsee-Bahnhof - Riederstein - Baumgartenschneid - Saglfleck - Hennerer - Breitenbach/Schliersee - Huberspitze - Gindelalm - Neureuth - Tegernsee-Bahnhof - Eisdiele. Strecke 25km, 1220hm, 5 Stufen hoch zum Eis.

Hier noch ein schönes Filmchen für meine Freunde in Südamerika, und alle, die es nach Patagonia zieht:
>>>A Film About Trail Running and Conservation in Patagonia

Und noch eines, um mit dem Winterfrust im Mai fertig zu werden - >>>Trailrunning mit Ildikò Wermescher


In Memoriam: June Carter Cash - Wildwood Flower (Gestorben: 15. Mai 2003)

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Blick vom Riederstein - 12.5.15


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