Trailrunning - Riedersteinkapelle 16.1.15

Winni Mühlbauer - Trailrunning Tegernsee Riederstein-Runde - 16.1.15


16.1.15
Sorgen machen
Winni

Heute ist Freitag. Erst am Dienstag war ich hier. Geradeso regeneriert, hat es mich also wieder gepackt. Beim Blick aufs Wetter konnte ich meinen Impuls nicht kontrollieren, habe meine sieben Sachen gepackt und bin um 10 Uhr an den Tegernsee gerast - in 50 Minuten. Am Dienstag stellte ich mir die Frage, ob ich spielsüchtig bin. Trailrunning an zwei Werktagen ..., so kurz hintereinander ... Mitten im Januar. Schaut nicht gut aus.

Ich sollte mir Sorgen machen, hörte ich aus meinem Umfeld!

Immerschon habe ich Menschen gefragt, die mir anvertraut hatten, dass sie sich Sorgen machen, wie sie das machen, wie genau. Wie sie es hinbekommen, sich Sorgen zu MACHEN, noch dazu mehrere. Auch ich habe Sorgen, sage ich dann noch, genügend, warum also sollte ich mir noch zusätzlich welche machen?

Spielsucht lt. Wikipedia:
"Pathologisches Spielen oder zwanghaftes Spielen, umgangssprachlich auch als Spielsucht bezeichnet, wird durch die Unfähigkeit eines Betroffenen gekennzeichnet, dem Impuls zum Glücksspiel oder Wetten zu widerstehen, auch wenn dies gravierende Folgen im persönlichen, familiären oder beruflichen Umfeld nach sich zu ziehen droht oder diese schon nach sich gezogen hat. Männer sind davon häufiger betroffen als Frauen."

In meinem letzten Blogbeitrag schrieb ich vom inneren Wert des Laufens, dem Laufen um des Laufens Willen, ohne einen bestimmten Zweck damit zu verfolgen. Wer einfach so läuft, weil es ihm Spaß macht, der arbeitet nicht mehr, sondern spielt (Moritz Schlick).

Vielleicht haben wir damit schon die Zutaten, um Sorgen machen zu können: Spielen, fehlende Impulskontrolle, gravierende Folgen. Gleich mal zum Letzteren: die Arbeit, die an diesen beiden Tagen liegengeblieben ist, kann ich am Wochenende (gerade schneit es) nachholen. Dem Impuls beim Blick auf dieses >>> Foto der Wallberg-Webcam zu widerstehen und den Tag fürs Trailrunning sausen zu lassen, fällt mir schwer. Sehr schwer. Ginge noch, wenn das Wochenendwetter einladend wäre, ist es aber nicht. 1:1 Unentschieden bis jetzt. Hat Trailrunning was mit Glücksspiel und einem Wetteinsatz zu tun. Nein. Na also: Einmal mehr will es mir nicht gelingen, mir Sorgen zu machen.

Um 11 Uhr lief ich bei Sonnenschein und blauem Himmel los. Um 12 Uhr brach der Föhn zusammen. Schlechte Karten für tolle Fotos. Unerheblich fürs Laufen auf Pfaden im Wald. Erstmal aber möchte ich der Gemeinde Tegernsee ein weiteres Lob aussprechen: Auch auf den großzügigen Parkplätzen im Zentrum kann man 30 Minuten kostenlos parken (Parkschein ist zu entnehmen). Schnell noch was einkaufen für unterwegs oder hinterher, oder, wenn es zu Hause nicht erledigt werden konnte, am Bahnhof zu parken und dort die sauberen Toiletten zu benutzen, ist hier kein Problem.

Ein kleines Problem für mich aber war es heute, den tollen Trail hoch zum Galaun zu finden, der mir Ende November so viel Spaß gemacht hatte. Vom Galaun kommend hinunter hat er auf dem Wegweiser einen Namen, "Tegernsee - über Leeberg und Sonnenbichl", nicht aber, von unten nach oben. So, wie zur Neureuth hoch der Sommer- und Bayernweg nahezu parallel verlaufen, so gibt es auch zum Leeberg/Galaun hoch zwei Wege, die oben zusammentreffen. Hier aber ist nur der Sonnbichlweg ein ausgewachsener Bergpfad. Zu Hause der Blick auf die Karte. Ich hätte nur ein Stück weiterlaufen müssen. So ist er zu finden: Von Tegernsee/Schießstätte her kommend, ist es der zweite Pfad nach oben, der südlichere. Vom "Großen Paraplui" aus südlicher Richtung kommend, ist es entsprechend der erste Pfad.

Wieder waren die Trails überwiegend trocken. Matsch gab es nur da, wo der Wald licht war. Einmal mehr war dann bald meine Impulskontrolle gefordert, am Berggasthof Riederstein, wo ich, wenn auch nur schwer, den auf schwarzen Tafeln angebotenen Leckereien widerstehen konnte. Weiter gings hoch zur Kapelle, und diesmal nahm ich den Kreuzweg mit den vielen Stufen. Damit erspare ich mir im Fitness-Studio eine Runde der wenig geliebten Ausfallschritte mit Hanteln, die notwenig sind, um meinen Gluteus Maximus sommerfit zu machen.

Ein rauhes Lüfterl wehte auf der Aussichtsterrasse des Riedersteinkirchleins, und da der Himmel wolkenverhangen war, lagen die Tegernseer Berge im Süden in einem fahlen Licht. Aus meinem Trinkrucksack holte ich mir meinen Zeichenblock und einen Bleistift und skizzierte das beeindruckende Panorama. (Ja wer's glaubt ;-). Heute macht diese Arbeit bekanntlich die Technik. Hinunter ging es nicht mehr über die Stufen, sondern auf dem alternativen Weg, der aufgrund der vielen schlammigen Stellen genauso viel Spaß machte. Allerdings bin ich mit dem Speedcross 3 zweimal umgeknickt. Mit meinen bodennah gebauten Trailschuhen ist mir das im Sommer kein einziges Mal passiert. Über den genannten Sonnenbichlweg gings weiter, dann noch a Stückerl auf Asphalt wieder zum Auto und ab nach Hause, noch a bisserl was tun.

Schaue ich auf die Wetterprognosen für die nächsten Tage und Wochen, dann wird sich meine Leidenschaft, die sich fürs Trailrunning ganz von selbst entwickelt hat, bin ja kein Leidenschaftenmacher, in Geduld üben müssen. Eine Tugend, die es mit mir nicht leicht hat.

Wenn es mir auch schwer fällt, mir Sorgen zu machen, mir Gedanken zu machen, kann ich gut. Dann denke ich. Ob es auch anders geht, darüber werde ich mir bei meinem nächsten Lauf in den Bergen Gedanken machen.

Jetzt warte ich nur noch auf: >>>The Call Of The Mountains (von Eluveitie, auf youtube)

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Ganz liebe Grüße von mir vom Tegernsee nach Teotihuacán! So tolle Stufen hat
es hier leider nicht. Mein Gluteus Maximus käme die Mondpyramide hoch
bestimmt zum Glühen.
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Von Tegernsee zur Riedersteinkapelle - 16.1.15

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Links oder rechts - egal. Typisch Tegernsee

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Blick von der Riedersteinkapelle Richtung Süden


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