Winni Mühlbauer - Trailrunning: Rofan - Roßkogel - 18.7.18


18.07.18
Back in the Highlands
Winni+Christian

Christian, der Wunscherfüller, hat eine schöne Runde hoch zum Zireiner See zusammengestellt, weil ich unbedingt nochmal in die Highlands wollte. Auf den Tag genau vor einem Jahr sind wir schon mal von Steinberg aus zu diesem romantisch gelegenen Gebirgssee auf 1799m gelaufen. Am Schluss gestiegen, gut achthundert beschwerliche Höhenmeter bei sengender Hitze. Oben dann die Belohnung: eine Bergwelt, die an die Schottischen Highlands erinnert.

Auch heute starten wir in Steinberg, ein im Sommer verschlafenes Nest zwischen Guffert und Rofan. Auch wir sind noch müde, es ist noch früh am Morgen. Das ändert sich, als uns der Holzmahdweg weckt, ein pfiffiger Singletrail. Erst schickt er uns hinauf, dann wieder hinunter, zuletzt lässt er uns die verlorenen Höhenmeter wieder abarbeiten. Vorbei an einem Wasserfall führt er uns näher ran an den Bergstock, noch a ganzes Stückerl entfernt. Schon jetzt freuen wir uns darauf, dass uns dieser Trail am Ende der Runde (24km/1500hm) nochmal begleiten wird.

Der Wald hat uns entlassen. Durch sattgrüne Wiesen geht es an einer Hütte vorbei weiter hinauf. Hier wird der Blick frei auf die steile Anstiegsroute hoch zur Mulde mit dem Zireiner See. Die wollen wir uns nicht nochmal antun; hinauf! Runter schon! Erstmal aber laufen wir am Abzweiger links zur Kreuzeinalm. Anfangs gibt sich der Pfad nur durch niedergetretene Grashalme zu erkennen; hinüber zur seit vier Jahren stillgelegten Sonnwendbahn ist wohl kaum noch jemand unterwegs. Uns gefällt es hier, diese verwaiste Ecke hat Charm und einen gut zu laufenden Pfad. Der führt noch ein ganzes Stück in östliche Richtung durch die Einsamkeit dieses Bergwaldes, bis er uns oberhalb der Kreuzeinalm auf einer Almwiese auspuckt. Weiter geht's um den uns unbekannten Bergblock, jetzt in südliche Richtung auf unser erstes Etappenziel zu, den Kramsacher Roßkogel (1940m).

Den erklimmen wir nach gut 10km. Auch wenn der Roßkogel zu den Bergen zählt, die den Zireiner See begrenzen, der See selbst ist nicht zu sehen, da ihn eine bewaldete Kuppe verdeckt. Der Blick in die Ferne ist heute getrübt, der Wilde Kaiser z.B. ist nur zu erahnen. Dorthin ist ein sympathischer junger Wanderer unterwegs, üppig mit Muskeln ausgestattet. Ebenso üppig ein Buch, das er mitschleppt. "I bin schon a paar Tage unterwegs, da brauch i was zu lesen". Aufgebrochen war er in den Lechtaler Alpen und wandert auf dem Adlerweg in seine Heimat am Wilden Kaiser. War es Zufall oder Fügung? Wir treffen hier auf dem eher wenig frequentierten Rosskopf einen erfahrenen Bergsteiger, den ich zu unserer geplanten Tour durch den Wilden Kaiser eine seit geraumer Zeit offene Frage stellen kann, wie schwer die Schlüsselstelle dort ist das Klamml. Er meint, übers Klamml gibt es neben dem Klettersteig auch einen normal schwierigen Wanderweg.

Vom Gipfel aus gut zu sehen ist die ehemalige Bergstation des Sonnwendjochs, wo wir Wasser tanken wollen. Knapp 200hm geht es steil hinunter. Die Station ist heute in Privatbesitz. Die Galgen, die dort die Terrasse schmücken, hätten uns Warnung sein müssen. Wenngleich die Hausherrin uns freundlich empfangen hatte, kam der Herr des Hauses mit schrägem Galgenhumor daher, und das war jetzt reichlich euphemistisch ausgedrückt.

Rasch weg von hier. Vom Sonnwendjoch aus wäre es nur ein Hüpfer hinüber zum Zireiner See, da wir aber Trailrunner sind und keine Frösche, machen wir uns auf, den Latschberg zu umrunden. Der holprige Pfad bringt uns hinauf zur Zireiner Alm nahe der Bayreuther Hütte. Idyllisch ruhen die kleinen Almgebäude unterhalb der westlichen Flanken des Rofan mit Hinterem Sonnwendjoch, Sagzahn und Rofanspitze.

Nach gut 13km blüht mein Herz ganz auf - ich fühle mich angekommen und angenommen.

Hier gibt es auch wieder Wasser, das kalt in eine Viehtränke läuft. Zeit, mich um mein leibliches Wohl zu kümmern. Ich verdünne meinen Kohlenhydrat- und Eiweißtrunk auf Basis von Hafermehl und Malto und trinke gut einen halben Liter. Warum greife ich nicht zu einem Wurstbrot? Weil ich die Kohlenhydrate rasch brauche und nicht erst, wenn ich wieder im Auto sitze. Frisch gestärkt geht es über Almwiesen den leicht ansteigenden Pfad unterhalb der Rofanwände hinauf in Richtung Marchgatterl und Zireiner See. Den erreichen wir nach 15km.

Schatten, sanft von Wolken über See und Latschenfelder gelegt, mystifizieren diese Mulde.

Wir verlassen die Highlands wieder, blicken durch eine Latschengasse hinüber zum hell erleuchteten Guffert und bereiten uns auf den langen Downhill hinunter nach Steinberg vor. Ich pflücke mir meine Stöcke vom Rucksack. Steile Kehren, nur abschnittsweise laufbar, da felsig, schrofig und sandig, bringen uns hinunter zum Abzweiger, wo wir heute schon mal standen. Dafür geht es auf den verbleibenden 7km flott dahin. Wie weggeblasen der Anflug von Erschöpfung, als wir auf den guten Bekannten Holzmahdweg treffen, der uns neue Kraft gibt, wenngleich er uns schon ein wenig ärgert mit einem Gegenanstieg hin zum Ende unserer heutigen Runde. Eine tolle Runde, die wir wie gewohnt beenden. Wie wohl? Genau!

Bis bald:
In the meantime: Kalevala - Epic folk metal

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Track auf GPSies - ohne Abstecher zum Sonnwendjoch

Zireiner See

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