Trailrunning: Taubenberg-Fentberg-Runde

Winni Mühlbauer - Trailrunning Taubenberg-Fentberg-Runde: 23.11.17


23.11.17
Kein Schnee, kaum Pfad
Winni

... dafür hübsche Wanderwege und Schlammlöcher. Es hätte so schön sein können, heute, weiter oben in den Bergen. Aber da liegt massenhaft Schnee herum, und bei den milden Temperaturen dürfte er sich in mittleren Lagen verflüssigen. Nix zu laufen, jedenfalls.

Also musste was her, weiter unten mit einem Hauch von Trail. Wenigstens. Fündig geworden bin ich auf der Achse Olympia-, Neubi- und Taubenberg. Der liegt auf dem Weg zum Tegernsee, kurz nach der Ausfahrt Holzkirchen, genauer, östlich von Warngau. Also gerademal 40km entfernt und in einer guten halben Stunde von München aus mit dem Auto zu erreichen. Unbekannt ist diese Ecke nicht, liegt doch mittendrin die Wallfahrtskapelle Nüchternbrunn. Beliebt auch der ganzjährig geöffnete Berggasthof Taubenberg mit seinen Schmankerln. Insgesamt erstreckt sich das Gebiet bis hinüber nach Weyern - siehe Karte.

Ein wenig enttäuscht bin aber doch, dass ich auf meiner 19,6km langen Runde mit ca. 650 Höhenmetern überwiegend auf breiten Wanderwegen unterwegs bin. Um so schöner ein kleiner Abschnitt, der batzig und trailig war. Wollen wir aber nicht meckern. Besser, als an diesem schönen Tag zu Arbeiten oder die x-hundertste Runde im Englischen Garten zu laufen, war es allemal. Schaunweralsomal, was es zu erzählen gibt.

Ruhig und beschaulich empfängt mich der Ortsfleck Oberwarngau am späten Vormittag. Unterhalb der Kirche parke ich und ziehe mich in der Sonne um. Zwei ärmellose Shirts obenherum sollten genügen. Kühle Luft allerdings mahnt mich, ich packe meine Armlinge ein. Los geht's auf einer schmalen Straße, die sich leicht ansteigend vorbei an bäuerlichen Häusern nach oben schlängelt. Die ersten Hinweisschilder tauchen auf. Statt wie gewohnt 3+ oder 4+ Stunden nach da oder dort zu lesen, grinst mich hier eher die 1+ an. Nach einem Kilometer laufe ich hinein in den Finsterforst, und schon ist es eisig kalt. Ich ziehe meine Armlinge an. Angenehm ansteigend der breite Wanderweg, der mich 170m höher nach insgesamt 3km zu einem Aussichtsturm bringt. Kurz danach spuckt mich der Finsterforst auf einer Lichtung aus. Links steht die erste Kapelle, rechts ein leerer Fahnenmast. Ich stehe auf dem Taubenberg (896m) und blicke über eine saftig grüne Wiese auf die schneebedeckten Berge, geprägt vom Wendelstein. Auch die Tegernseer Berge sind weiß, Ende November schon. Sehr schade!

Ich laufe weiter. Kurz geht es nochmal durch den Wald, und ich lande erneut auf einer Lichtung. Vor mir der werktags geschlossene Berggasthof Taubenberg. Leere Holzsonnenliegen fläzen sich in der Sonne, der große Spielplatz erholt sich vom Wochenendstress, ebenso die Terrasse. Überhaupt habe ich nur wenige Menschen auf meiner Runde angetroffen, abgesehen von ein paar MT-Bikern.

Noch ein wenig die Sonnenstrahlen und den Blick in die Ferne genossen, und schon verschlingt mich erneut der Finsterforst. Interessanterweise bin ich sozusagen in München unterwegs, jedenfalls gehören etwa zwei Drittel des Taubenbergs der Stadt München, die aus dem Mangfallgebiet ihr Trinkwasser bezieht und den Taubenberg als Regensammler nutzt. Ehemaliges Weideland wurde aufgeforstet, um Gefahren für das Grundwasser durch Düngung mit Mist zu vermeiden. Wertvoll ist der Taubenberg auch als Lebensraum für geschützte Vogelarten: Schwarzstorch, Auerhuhn, Sperlingskauz, Schwarzspecht, Uhu und Haselhuhn. Die einzigen seltenen Vögel, die ich entdecke, sind zwei kauzige Waldarbeiter aus Österreich. Sie tauchten aus dem Dickicht auf, als ich nach 4,4km einen Abzweiger hinuntergelaufen war ins nasse und kalte Farnbachtal, köstliches Wasser aus einem üppig sprudelnden Wasserpumpenhals getrunken hatte und nach einer Brücke links abgebogen war.

Irgendwo über mir der Fentberg, vor mir ein Platz, wo drei Wege abzweigen. Nur leider keine Wandertafeln. Ich zücke zum ersten Mal mein Offline-Smartphone mit zwei Offline-Karten zum Navigieren. Schwer ist das Ding, und ich muss erstmal umständlich meine Lesebrille auspacken. Aus diesen Gründen mag ich es nicht. Da ich mich aber diesen Sommer ein paar Mal verlaufen hatte, sollte ich es doch hin und wieder einstecken, wenn ich alleine unterwegs bin. Zuerst lade ich Locus-Map, erhalte aber kein GPS-Signal. Ich wechsle auf OpenStreetMap, und schwupp die wupp weiß ich, wo ich mich befinde. Unterhalb des Fentbergs. Zwei Wege führen hoch zu ihm. Ich entscheide mich für den ersten, der im spitzen Winkel rechts abzweigt. Im lichten Mischwald laufe ich weiter, spüre, wie milde Luft in den Wald schwappt, und wenig später erreiche ich eine Kuppe, die den Blick frei gibt auf eine leuchtend grüne Hangwiese und das Alpenpanorama. Muss der Fentberg (807m) sein, denn schon geht es wieder leicht bergab hinunter zu einer Kapelle. Nach gut 9km erreiche ich den östlichsten Punkt meiner Runde, den Weiler Fentberg und eine Kreuzung, wo ein Weg nach Oberdarching führt. Dort will ich aber nicht hin, also zurück, marsch marsch. (Ich hätte auch diesen Weg ein Stück laufen können, dann wäre ich oben bei den drei abzweigenden Wegen den mittleren hoch gekommen.)

Wenngleich sich der Lauf auf den breiten Wirtschaftswegen ein wenig langweilig gestaltet, das flach einfallende Licht der Sonne zaubert stimmungsvolle Momente in den Finsterforst, die mich entschädigen. Ich orientiere mich westlich in Richtung Nüchternbrunn, wenngleich es auch hier keine Wandertafeln gibt. Erst als ich nach weiteren 3km aus dem Wald hinaus und hoch zum Einödhof Neustadl auf einer lichten Anhöhe laufe, sehe ich wieder Tafeln. Eine geleitet mich zur Walfahrtskapelle Nüchternbrunn, 50 Minuten, und zeigt auf eine pfadlose Wiese. Ich befürchte, dass es matschig wird. Wird es aber kaum. Am Ende der Wiese führt eine Spur rechts hinunter nach Wildschwaiger, ich aber bleibe oben an der Waldkante und laufe geradeaus weiter in den Wald hinein. Es wird batzig, die Wegführung ist ungenau. Ich laufe den tiefen Reifenspuren der MT-Bikern hinterher, wird schon richtig sein. Ist es auch, und endlich bin ich auf einem Trail unterwegs.

Der Boden ist aufgeweicht bis fest, insgesamt geht es flüssig bis breiig dahin. Ich erreiche die Weiße Marter und verlasse hier den Hauptweg, der links abschwenkt. Der Kilometer zwischen der Weißen und der Grünen Marter wird nun richtig matschig. Laut schmatzen die Schuhe im schwarzen Teig, auch, wenn ich versuche, nach links oder rechts auszuweichen. Nach gut 15,5km kommt eine Holztafel mit der Aufschrift Wallfahrtskapelle Nüchternbrunn, die nach links zeigt. Endlich geht es wiedermal ein Stück bergab. Bald entdecke ich auf einer kleinen Lichtung die Kapelle und eine Klause. Aus einem Brunnen läuft Wasser, daneben die Tafel "Kein Trinkwasser". Ich traue meinen Augen nicht. Zu Hause lese ich, dass diese Quelle seit mindestens dem 17. Jahrhundert heilkräftig bei Augenleiden ist. Hätte ich doch nur ein paar Tropfen an meine Augen gegeben.

Jetzt nehme ich Kurs auf den Taubenberg und laufe die wenigen Stufen nach der Kapelle hinunter, erreiche ein trailiges Waldstück, größtenteils trocken und gut laufbar. Noch ist es finster im Wald, aber beim leichten Anstieg hoch zum Taubenberg wird es hell und freundlich. Nach 16,5km ist hier die Runde abgeschlossen. Ab jetzt geht es den Weg zurück, den ich hochgelaufen war.

Ich erreiche das Auto mitten im Ortskern, und mit der Ruhe und Beschaulichkeit ist es dahin: LKWs von links und rechts. Ein Traktor, der eine Rampe zu einem Stadel hinaufklettert, verpestet die Luft. Herrlich ist das Landleben! Wenn es abseits stattfindet, so wie heute auf meiner Tour, die mir letztendlich doch viel Spaß gemacht hat. Vielleicht sollte ich die eine oder andere Runde, die ich sonst im Englischen Garten unterwegs bin, hier her verlegen. Die Luft ist gut, Wasserstellen hat es auch, dazu ist das Gelände profiliert. Zudem ist dieses Gebiet von mir lange noch nicht ausreichend erkundet. 25 bis 30 abwechslungsreiche Kilometer sind hier locker möglich.


Bis bald:
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